Karpfenteichwirtschaft
Der Oberpfälzer Karpfen
Die Karpfenzucht in der Oberpfalz hat eine jahrhundertelange Tradition. Im Landkreis Tirschenreuth gibt es mehr als 4.700 Teiche, er ist daher auch als "Land der 1.000 Teiche" bekannt. Insgesamt bewirtschaften unsere Teichwirte im Dienstgebiet des AELF Tirschenreuth-Weiden 1.551 Hektar Fläche. Der Oberpfälzer Karpfen ist als geschützte geographische Angabe (g.g.A.) eingetragen.
Naturnahrung ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Fischzucht. Grundlage sind Kleinstlebewesen im Wasser, drei Jahre wächst ein Karpfen im Naturteich heran. Karpfen halten das Ökosystem Teich stabil und schaffen wertvolle Lebensräume mit höchster Artenvielfalt. Teichwirtschaft ist heute noch eine schwere, körperliche Arbeit – technische Hilfsmittel können sie erleichtern.
Köstlich. Regional. Gesund.
Naturnah, umweltfreundlich, nachhaltig - mit einem Fettgehalt von 3 % bis 7 % ist der Karpfen vergleichsweise fett- und kalorienarm. Fisch ist reich an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren.
Zubereitungsarten: Karpfen blau, halbiert gebacken, grätenfreies Karpfenfilet in allen Variationen.
Der Karpfen wird von Greenpeace, WWF und NABU als besonders nachhaltig und die Haltung als artgerecht eingestuft.
Wo kommt der Karpfen her?
Im Mittelalter trugen die Klöster wesentlich zur Entstehung und Verbreitung der Karpfenteichwirtschaft bei. Im 19. Jahrhundert wurden viele Teichflächen aufgelassen und landwirtschaftlich genutzt. Karpfen werden in natürlicher Umgebung gezüchtet und vermehrt. Die extensive Wirtschaftsweise der Karpfenteichwirtschaft versorgt heute viele Verbraucher mit einem gesunden Nahrungsmittel.
Teiche in unserer Landschaft
Teiche sind Bauwerke und wurden von Menschenhand angelegt. "Wenig Wasser, viel Fisch" – zum optimalen Wachstum benötigt der Karpfen flache und warme Gewässer. Der Schlamm am Teichboden ist für den Teich Nährstoffdepot und macht den Teich fruchtbar. Nur durch fachgerechte und nachhaltige Bewirtschaftung können Teiche erhalten und so artenreiche Lebensräume geschaffen werden.
Das Land der 1000 Teiche
Teiche bieten vielen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum – sie zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in unserer Landschaft. Teiche können große Niederschlagsmengen aufnehmen und tragen somit zum Hochwasserschutz bei. Die Grundwasserneubildung wird durch das Aufstauen von Wasser in der Landschaft gefördert. Nährstoffe aus den Zuflüssen werden durch die Karpfenteichwirtschaft abgebaut und Sedimente zurückgehalten. Dadurch wird die Wasserqualität in den Bächen verbessert.
Gefährdung der Teichwirtschaft
Vögel wie Kormoran, Silber- und Graureiher sowie Fischotter bedrohen die Teichwirtschaft und die einmalige Kulturlandschaft in ihrer Existenz. Fischverluste von 80 % bis 90 % sind dadurch möglich. Biber beschädigen Weiherdämme und verstopfen die Zu- und Ablaufrohre der Teiche – sie erschweren damit zusätzlich die Arbeit am Teich.
Artenvielfalt am Teich
Teiche sind Brennpunkte der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft. Viele Vogel-, Insekten-, und Amphibienarten finden an Teichen einen idealen Lebensraum. Schilf- und Uferbereiche sind optimale Nist- und Brutplätze für Wasservögel. Flachwasserzonen und Uferröhricht sind ökologisch wertvolle Rückzugsorte für Frösche, Molche und andere Amphibien.
Drei Jahre bis zum Speisefisch
Die Laichzeit des Karpfens beginnt im Mai, ab einer Wassertemperatur von 20 °C. Nach dem ersten Sommer haben die Karpfen ein Gewicht von 30 g bis 40 g. Im Winter halten die Karpfen Winterruhe und werden erst ab März, April wieder aktiv. Wenn der zweite Sommer vorüber ist, wiegen die Karpfen 300 bis 500 Gramm. Erst nach dem dritten Sommer hat der Karpfen sein optimales Gewicht erreicht. Er bringt dann 1,5 Kilo auf die Waage.
Die Ernährung des Karpfens
Eiweißreiche Naturnahrung bildet die Grundlage der Karpfenernährung: Kleinkrebse, Wasserflöhe und Rädertierchen. Aufgrund dieser natürlichen Ernährungsweise und nur einer geringen Zufütterung mit Getreide, gilt die Karpfenteichwirtschaft als sehr nachhaltig. Die Erzeugung von Getreide für die Karpfenteichwirtschaft findet häufig auf den Ackerflächen vor Ort statt. Die Karpfen wachsen damit unabhängig von importierten Futtermitteln auf.
Moorfrösche im Karpfenteich
Teiche bieten Lebensraum für eine große Vielzahl von Tierarten. Froscharten wie Erdkröte, Moorfrosch und der grüne Teichfrosch finden hier Schutz. Schilf- und Rohrkolbenbereiche sind Brutplätze zahlreicher Entenarten. Auch andere Wasservögel sind hier anzutreffen. Die abwechslungsreiche Bewirtschaftungsweise mit Brut-, Streck- und Abwachsteich trägt maßgeblich zu diesem Artenreichtum bei.
Die Pflanzenwelt am Karpfenteich
Viele blühende Pflanzenarten zieren die Wasseroberflächen unserer Teiche. Phytoplankton, z. B. Algen, bilden die Nahrungsgrundlage für viele Kleinkrebse und Wasserflöhe. Von diesen Lebewesen ernähren sich unsere Karpfen. Bekannte Wasserpflanzen sind die Wasserprimel, Seerosen und Wasserlinsen. Oft bilden Sauergräser wie Seggen und Schilf breite Verlandungszonen.
Karpfen als Erlebnis
Die Region Tirschenreuth ist eines der ältesten Fischzuchtgebiete Europas. Die Teichlandschaft mit ihren vielen Rad- und Wanderwegen ist ein außergewöhnliches Erholungsgebiet für viele Wanderer und Radfahrer. Die "Phantastische Karpfen" werben für unsere einzigartige Teichregion. Zur Zeit der Karpfenernte finden von September bis Oktober die Erlebniswochen Fisch statt. Das Abfischen der Teiche ist der Höhepunkt im Karpfenjahr.